Was seine Leidenschaft anfacht, sei das Eintauchen in das Lebensgefühl von Künstlern, in ihre Lebensräume zur jeweiligen Zeit, sagt der Museumsdirektor. In der Moritzburg hat er dazu Gelegenheiten über etliche Jahrhundertwenden hinweg – von der Antike bis zur Gegenwart. Zu gern würde er sich in die Kunstszene des 18. Jahrhunderts hineinbeamen. Es fällt das Wort „dekadent“ – dann auch auf das Heute bezogen.

Verschwendung von Ressourcen, ausschweifendes Agieren im westeuropäischen Kulturbetrieb mache er immer wieder zum Gegenstand von Gesprächen, sagt Thomas Bauer-Friedrich, den nach eigenen Worten manches Mal „Skrupel“ befallen angesichts der Not in anderen Teilen der Welt und des Reichtums bei uns. Als Jugendlicher wollte er Entwicklungshilfe leisten. Das habe aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, aber an seiner Haltung habe sich nichts geändert, sagt der Kunstwissenschaftler. Jetzt, während der weltweiten Corona-Pandemie, sieht er seine Gedanken über einen nachhaltigen Kulturbetrieb bestätigt.

Echtzeit - Online Magazin - „Sitte vorbehaltlos betrachten“