„Der Dom ist durch keinen anderen Sangesraum zu ersetzen.“

Der 71-jährige Martin Groß erzählt von Erlebnissen, die ihn ein Leben lang mit dem Dom verbinden. Von seinem achten Lebensjahr bis heute ist er hier Sänger im Domchor – er lacht: „... entwicklungsbedingt in den Stimmlagen von Sopran bis Bass.“ Und er spricht von dem „Privileg“, dass er hier einst seiner kindlichen Neugier freien Lauf lassen durfte in ansonsten unzugänglichen Räumen – etwa in den Heizungsgängen, auf dem Bischofsgang oder in der Glockenkammer zum Abendgeläut. „So nah an der Glocke, das geht ins Mark und bleibt“, sagt er. Niemals wollte er in einen anderen Chor eintreten: „Der Dom ist durch keinen anderen Sangesraum zu ersetzen.“ Martin Groß nennt ihn sein „emotionales Zuhause“.

Isabel Tönniges nickt bestätigend. Auch für die heute 30-jährige Magdeburgerin gehören zur Kindheit die Dombesuche mit Eltern und Oma, die Chorkonzerte und Kinder-Orgelführungen. Bald ging sie am liebsten allein in den Dom, um sich hier auf gedankliche Reisen zurück ins Mittelalter zu begeben. Ihre Reiseführer sind „echte“ Zeitzeugen. Denn seit den 1960er Jahren finden Forschungsgrabungen im Magdeburger Dom und auf dem Domplatz statt. Die Funde bringen immer mehr Licht in das mittelalterliche Magdeburg – gar in das mittelalterliche Europa.

Auf dem Domplatz zum Beispiel wurden die Umrisse der ottonischen Kathedrale entdeckt. Inzwischen stellen 50 Zentimeter hohe Sandsteinmauern die Fundamente von deren Nordkirche nach. Auf den früheren Säulen der Kirche informieren Bronzeplatten über die Ottonen. „Vielen Gästen erschließt sich erst hier vor Ort, an welch historisch bedeutsamer Stelle sie sich befinden“, sagt Isabel Tönniges und meint damit Magdeburg als Metropole des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, zu dessen Kaiser Otto der Große 962 vom Papst gekrönt wurde.

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